Tipps für den Umgang mit Betroffenen

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Tipps für den Umgang mit Betroffenen


Solltest du bei einer anderen Person oder bei dir selbst eine akute psychische Krise (z.B. Suizidalität, Psychose, Panikattacke) feststellen und es wird dringend Hilfe benötigt, scheue dich nicht unter den folgenden Nummern anzurufen:

Ärztlicher Bereitschaftsdienst: 116 117

Telefonseelsorge0800 1110111 oder 0800 1110222

Notruf112

Weitere Infos findest du hier

    Was ich sagen kann und was ich eher vermeiden sollte

    Jemanden auf das aktuelle Wohlbefinden anzusprechen kann eine Herausforderung darstellen, besonders, wenn man die Person nicht so gut kennt. Die richtigen Worte sind nicht immer leicht zu finden. Es gibt einige Dinge, die du im Gespräch eher vermeiden solltest, da sie stigmatisierend und verurteilend wirken können. Weiter unten auf dieser Seite findest du zwei Bingofelder, wovon das linke Beispielaussagen abbildet, welche du eher vermeiden solltest. Das rechte Feld hingegen gibt dir einige Inspirationen und Beispiele, die du stattdessen verwenden kannst.

    Wie kann ich am besten auf eine Person zugehen, wenn ich vermute, dass sie von einem depressiven Syndrom betroffen sein könnte?

    Sprich die Person an

    Frage sie, wie es ihr geht und äußere ggf. deine Beobachtungen (z.B. Person zieht sich sehr zurück, sagt Treffen ab, wirkt niedergeschlagen, deprimiert, …). Verwende dabei Ich-Botschaften und verurteile die Person nicht, auch, wenn du ihre Gefühle und Gedanken vielleicht nicht nachvollziehen kannst. Wenn die Person sich dir (noch) nicht anvertrauen möchte, respektiere ihre Privatsphäre und signalisiere ihr, dass du jederzeit für ein Gespräch bereit bist.

    Zuhören

    Beginnt die Person von ihren Themen zu erzählen, höre zu und lass' sie in Ruhe ausreden. Halte auch stille Momente aus. Manchmal brauchen Gefühle und Gedanken etwas Zeit, um in Worte gefasst zu werden. Signalisiere der Person, dass du unvoreingenommen bist, sie ernst nimmst und sie dir gegenüber völlig frei erzählen kann, ohne Verurteilung zu befürchten.

    Angebot zur Information geben

    Wenn die Person damit einverstanden ist, biete ihr Informationen zum Thema depressive Symptomatik an. Nur Informationen, nicht diagnostizieren! Arbeite dabei in Ich-Botschaften. Wenn sie keine Informationen möchte, respektiere dies. Gib ihr auch Informationen zu professionellen Unterstützungsangeboten, wie Beratungsstellen.

    Ressourcen reaktivieren

    Exploriere gemeinsam mit der Person, wie ihr verbleiben wollt. Frage sie, ob weitere Personen, z.B. Freunde oder Familie sie unterstützen können. Ermutige sie auch zu Selbsthilfestrategien. Vielleicht befand sich die Person schon öfters in Phasen, in denen es ihr nicht gut ging und du kannst sie fragen, ob es etwas gibt, was ihr damals geholfen hat und jetzt ebenfalls helfen könnte. Beachte dabei jedoch ihren Zustand!

    Allgemeine Tipps im Umgang mit von depressiven Symptomen betroffenen Personen

    Mach dir bewusst, dass Selbsteinschätzung und Eigenwahrnehmung des Betroffenen verzerrt sein können.

    Situationen und Ereignisse werden oft krankheitstypisch als negativ eingestuft.

    Sei dir bewusst darüber, dass sich jede Depression individuell äußern kann und nicht alle Symptome bei der betroffenen Person zutreffen müssen.

    Da der Leidensdruck bei vielen Betroffenen erst sehr hoch werden muss, bevor sich diese selbstständig Hilfe suchen, solltest du die betroffene Person zusätzlich dazu motivieren sich Hilfe zu suchen. Respektiere jedoch auch, wenn sie dies (noch) nicht möchte.

    Wichtig ist auch, dass du deine eigene Gesundheit und Belastbarkeit nicht außer Acht lässt. Beispielsweise Scham- und Schuldgefühle oder auch der emotionale Rückzug der erkrankten Person sind weitere Herausforderungen, mit denen der Umgang gelernt werden muss.

    Du solltest dir selbst eingestehen, wenn du aufgrund der oben beschriebenen Situation ebenfalls Hilfe brauchst und solltest diese auch annehmen. Hierzu zählen beispielsweise Selbsthilfegruppen für Angehörige oder auch psychotherapeutische Unterstützung.

    Motiviere die betroffene Person dazu einen professionellen Arzt oder Therapeuten aufzusuchen, als selbst die Therapeutenrolle einzunehmen.

    Baue keinen weiteren Druck auf die betroffene Person auf, indem du Sätze wie „reiß dich mal zusammen“ oder „das ist doch gerade gar nicht so schlimm“ äußerst. Zeige Verständnis und Akzeptanz.

    Hilf dem/der Betroffenen bei alltäglichen Erledigungen, wenn Hilfe benötigt wird. Du musst jedoch nicht alles übernehmen. Kommuniziere mit der betroffenen Person, was sie gern selbst übernehmen möchte. Dies stärkt das Selbstwirksamkeitsgefühl. 

    Überrede die betroffene Person nicht zu Dingen wie zum Beispiel Urlauben, da sich die depressiven Symptome in ungewohnter Umgebung verstärken können.

    Denke bei Zurückweisungen daran, dass diese krankheitsgeschuldet sind. Diese solltest du deshalb nicht persönlich nehmen.

    Nimm Suizidäußerungen ernst, da ein Suizidversuch in 80% der Fälle angekündigt wird.

    Sprich bei Verdacht auf einen Suizidplan den/die Betroffene darauf an. Das Sprechen darüber kann entlastend wirken. Du solltest den/die Betroffene/n auf keinen Fall alleine lassen. Wenn du von Suizidgedanken erfährst, wende dich an Beratungsstellen, z.B. die Telefon Seelsorge: 0800.1110111/ 0800.1110222 . Weitere Anlaufstellen findest du im Punkt Soforthilfe und Anlaufstellen. Bei akuter Suizidalität darf und sollte der Notruf (112) gewählt werden!


    Bullshit Bingo

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    Deutsche Depressionsliga (2023). Es kann jede und reden treffen. https://depressionsliga.de/depression-was-nun/ (Abgerufen am 04.10.2023)

    Hautzinger, M & Zwick, J. (2018). Dem Leben wieder Farbe geben. Ort: Beltz

    Johnstone, A. & Johnstone M. (2009). Mit dem schwarzen Hund leben. Ort: Kunstmann.