Arbeitssucht
Arbeitssucht
Was genau ist eine Arbeitssucht?
Kennst du das Wort „Workaholic“? Schon einmal über die Zusammensetzung nachgedacht? Es besteht aus den Wörtern „work“ und „alcoholic“. Diese Sucht hat weniger mit der Alkoholsucht zu tun als mehr mit einem generellen Suchtverhalten, im Fall der „Workaholics“ eben mit der Sucht zu arbeiten.
Unter Arbeitssucht versteht man den unaufhörlichen Drang, ständig arbeiten zu müssen. Sie wird den stoffungebundenen Süchten zugerechnet. Dieses starke Bedürfnis, arbeiten zu müssen führt unweigerlich zu einer hohen Arbeitseinbezogenheit. Die Angst vor der Unproduktivität und "vergeudeter Zeit" zwingt die Person dazu, weit über das vorgegebene und gesunde Arbeitspensum hinaus zu arbeiten. Auch das Studium, Hobbys, Freizeitbeschäftigungen oder Ehrenämter können arbeitssüchtig betrieben werden. Die Arbeitssucht muss sich also nicht zwingendermaßen nur auf die bezahlte Arbeit beschränken.
(Habermann, 2021; Poppelreuter, 2007; Schneider & Bühler, 2001)
Wie viele Menschen leiden unter einer Mediensucht in Deutschland und weltweit?
Deutschland: ca. 10% der Erwerbstätigen (Bundesinstitut für Berufsbildung, 2023)
Weltweit: aufgrund keiner standardisierten Definition von Arbeitssucht schwanken die zahlen zwischen 8% und 40% der Erwerbstätigen (Hans Böckler Stiftung, 2022)
RPTU: es wurden nur Daten über Präsentismus und die Study-Life-Balance erhoben, jedoch kann dadurch nicht die Prävalenz einer Arbeitssucht ermittelt werden (UHR, 2021)
Was verschlechtert sich bei Konsum und was sind die Vorteile des Aufhörens?
Dem Körper wird über einen langen Zeitraum keine ausreichende Erholung gewährt; die Produktivität der Personen wird immer geringer. Insbesondere Müdigkeit und Erschöpfung treten bei einer Arbeitssucht sehr häufig auf. Sie sind oft auch Auslöser weiterer Symptome. Depressive Verstimmungen sind außerdem häufige Begleiter der Arbeitssucht. Der innere Druck, ständig produktiv zu sein und hohe Leistungsstandards zu erfüllen, kann zu einem Gefühl der Überforderung und Niedergeschlagenheit führen, dies begünstigt Schlafstörungen. Psychosomatische Beschwerden wie Rücken- und Nackenbeschwerden treten ebenfalls oft auf. Konzentrationsstörungen können sich negativ auf die Leistung im Beruf, der Ausbildung oder dem Studium auswirken. Ständige Gedanken an Arbeit und die Unfähigkeit abzuschalten, können auch zu Angstzuständen und Panikattacken führen. Ein mögliches Burnout-Syndrom ist eine ernsthafte Gefahr für Menschen, die unter Arbeitssucht leiden, da sie ständig über ihre Grenzen hinaus arbeiten und sich selbst vernachlässigen. Bluthochdruck, Herzrhythmusstörungen und Magengeschwüre können alle auf die übermäßige Belastung des Körpers durch die exzessive Arbeit zurückzuführen sein. Diese Symptome erhöhen das Risiko für Herzinfarkte und auch das Sterberisiko deutlich!
Arbeitssüchtige sind nahezu unfähig Aufgaben zu delegieren und haben große Probleme in Teams zu arbeiten. Nicht selten gehen auch private Beziehungen daran zugrunde und die soziale Isolation verstärkt sich weiter.
Die Arbeitssucht zu überwinden, bedeutet nicht nur ein Wiedererlangen einer gesunden Work/Study-Life-Balance, sondern bedingt auch eine deutliche Reduktion gesundheitsschädlicher Folgen. Außerdem reduziert sich die Belastung des sozialen Umfeldes stark und die Produktivität der verrichteten Arbeit steigt wieder deutlich an. (Habermann, 2021; Schneider & Bühler, 2001)
Was kann ich dagegen tun beziehungsweise wie schaffe ich es aufzuhören?
Es ist wichtig, die Symptome der Arbeitssucht ernst zu nehmen und gegebenenfalls professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Die Therapie der Arbeitssucht baut nicht auf dem Prinzip der Abstinenz auf – eine Abstinenz würde in diesem Fall die Arbeitslosigkeit bzw. Arbeitsunfähigkeit bedeuten. Vielmehr wird wieder ein gesundes Verhältnis zur Arbeit geschult und die Work-Life-Balance wieder in ein natürliches Verhältnis gebracht. Eine ausgewogene Work-Life-Balance und die Fähigkeit, Grenzen zu setzen Aufgaben zu delegieren und sich dadurch selbst zu schützen, sind entscheidend, für die Vorbeugung einer Arbeitssucht.
Gibt es auch positive Seiten?
Dem klassischen „Workaholic“ wird in unserer Arbeitswelt dieser grundlegende Charakterzug positiv ausgelegt, er gibt alles für die Arbeit, nimmt alle Aufgaben an und ist jederzeit erreichbar und einsatzbereit. Das hinter diesem vermeintlich positiven Charakterzug jedoch eine ernsthafte Erkrankung stecken kann, die durch diese Annahme des Umfelds nur noch mehr vorangetrieben wird, bleibt leider oft unentdeckt bzw. wird scherzhaft abgetan. (Anonyme Arbeitssüchtige, o.D.)
Anonyme Arbeitssüchtige (o.D.). Für Neue: Nur scheinbar ein Gegensatz: Arbeitssucht und Arbeitsvermeidung. Arbeitssucht.de. arbeitssucht.de/fuer-neue-2/
Bundesinstitut für Berufsbildung (2023). Jeder zehnte Erwerbstätige hat nie richtig Feierabend. www.bibb.de/de/157817.php
Habermann, J. (2021). Arbeitssucht - was ist das?. Techniker. https://www.tk.de/techniker/gesundheit-und-medizin/behandlungen-und-medizin/sucht/arbeitssucht-2015932
Hans Böckler Stiftung (2022). Rund zehn Prozent der Erwerbstätigen arbeiten „suchthaft“.www.boeckler.de/de/pressemitteilungen-2675-rund-zehn-prozent-der-erwerbstatigen-arbeiten-suchthaft-41451.htm
Poppelreuter, S. (2007) Arbeitssucht — Erholungsunfähigkeit — Pathologische Anwesenheit. In A. Weber & G. Hörmann(Hrsg.) Psychosoziale Gesundheit im Beruf (S. 167–183). Gentner Verlag.
Schneider, C. und Bühler K.E. (2001). Arbeitssucht. Deutsches Ärzteblatt. 98(8).
FACTS
Gibt es Hilfestellen und Hilfsangebote und wie verhalte ich mich als Angehöriger von einem suchtkranken Menschen?
An Hilfestellen können sich nicht nur die Betroffenen selbst, sondern auch Angehörige wenden. Auch wenn Angehörige (oder z.B. auch KollegInnen) den Verdacht haben, eine Person könnte von einer Arbeitssucht betroffen sein, gibt es dort Hilfe zum Umgang mit dieser belastenden Situation. Wichtig ist es, die Person zu unterstützen, ein waches Auge auf seine Mitmenschen zu haben und bei Bedarf eine Beratung in Anspruch zu nehmen. Für Betroffene gibt es auch Selbsthilfegruppen, z.B. die Anonymen Arbeitssüchtigen. (Schneider & Bühler, 2001)