Prüfungsangst
Prüfungsangst
Bestimmt kennst du die Aufregung und das Herzklopfen vor einer Prüfung. Nicht selten schwingt die Angst mit, versagen zu können. Bleibt diese Aufregung bei diesen leichten Symptomen, kann sie sich sogar positiv auswirken. Angst aktiviert nämlich das Gehirn und sorgt für Wachheit und Konzentration. Guter Stress, sogenannter Eustress steigert in solchen Situationen die Motivation und Konzentration.
Prüfungsangst ist die Angst vor Bewertungssituationen. Man hat nicht nur Angst vor der eigentlichen Situation, sondern auch vor den möglichen Konsequenzen bei einer schlechten Note. Die Angst kann sich dabei von der eigenen Leistung auf die ganze Person übertragen, sodass man das Gefühl hat, auch als Person auf dem Prüfstand zu stehen (Charbel, 2004) Dabei spielt sich meist ein „Kopfkino“ ab, welches die Situation immer weiter dramatisiert und im schlimmsten Fall zu einer Blockade, einem sogenannten „Blackout“ führen kann. (Lohaus et al., 2007)
Nicht-klinische Prüfungsangst
Symptome einer nicht-klinischen Prüfungsangst
- Beschleunigter & unregelmäßiger Herzschlag
- Flaues Gefühl im Magen/ Appetitlosigkeit
- Feuchte Hände
- Motorische Unruhe (Zappeligkeit & Hibbeligkeit)
- Erhöhte Atemfrequenz
- Magen-Darm-Probleme
Klinische Prüfungsangst
Verstärkt sich die Angst jedoch so drastisch, dass man vom Lernen abgehalten wird, Prüfungen verschiebt und die eigene Lebensqualität deutlich abnimmt, spricht man von einer klinisch relevanten Prüfungsangst. Symptome können Herzrasen, Schwitzen, Zittern, Schlafprobleme und Konzentrationsstörungen sein. Zu unterscheiden gilt jedoch die Prüfungsangst als psychische Störung und die Angst, nicht bestehen zu können, wenn man sich tatsächlich nicht vorbereitet hat. Diese Angst wäre schließlich angemessen.
Möchte man die klinisch relevante Angststörung definieren, kann man sagen, dass es sich um eine unverhältnismäßig große Versagensangst in Leistungssituationen handelt.
Symptome einer klinisch relevanten Prüfungsangst
- Herzklopfen
- Schweißausbrüche
- Tremor
- Mundtrockenheit
- Atembeschwerden
- Beklemmungsgefühl
- Schmerzen/ Missempfinden in der Brust
- Übelkeit
- Schwindel
- Depersonalisations-/ Derealisationsstörung*
- Furcht vor Kontrollverlust
- Angst zu sterben
- Hitzewallungen
- Gefühllosigkeit/ Kribbelgefühle
- Deutliche emotionale Belastung durch die Angstsymptome
- Symptome beschränken sich auf die gefürchtete Situationen oder auf Gedanken daran
*„Die Depersonalisierung beschreibt eine Entfremdung von der eigenen Person. Betroffene haben eine gestörte Selbstwahrnehmung und fühlen sich von ihrem Ich losgelöst. Bei einer Derealisation hingegen plagt die Betroffenen der Eindruck, dass ihre Umwelt nicht real ist. Die Depersonalisation und die Derealisation treten häufig zusammen auf und werden daher als Depersonalisations- und Derealisationssyndrom bezeichnet oder unter dem Begriff Depersonalisation zusammengefasst.“ (Dopmeier, 2021)
Blackout
Ein Blackout ist eine Blockade, die es der Person in diesem Moment unmöglich macht, einen klaren Gedanken zu fassen. Es wurde metaphorisch „das Licht ausgeschaltet“. Das führt in einer Prüfungssituation schnell zu Panik. Dabei verschwinden die Informationen jedoch nicht einfach, sondern man kann sie „nur“ nicht abrufen. Das ist zu beobachten, wenn man beispielsweise eine stressige Situation verlässt und die Antworten plötzlich wieder da sind.
Wenn Angst und Lampenfieber in der Prüfungsphase/ während der Klausur Überhand nehmen, kann dies zu einem Blackout führen. Im Kopf ist es dann „dunkel“ und „leer“: Die Informationen lassen sich nicht mehr abrufen Dabei werden große Mengen von Glukokortikoiden* (bspw. Cortisol) ausgeschüttet. Glukokortikoide gehören zu den Steroidhormonen. Diese wirken sich auch auf den Hippocampus aus. Diesen benötigt man für das Abspeichern für Informationen und um Erinnerungen zum Leben zu erwecken. Der Hippocampus reagiert mit Leistungssteigerung, wenn wenig der Glukokortikoiden (Stresshormone) im Blut sind. Wenn das Level stark ansteigt, werden Zellen geschädigt. Sie sterben im Hippocampus ab oder werden irreversibel geschädigt.
Um dem vorzubeugen, schaltet sich der Hippocampus aus. Die Nervenzellen reagieren nicht mehr, leiten keine Infos mehr weiter und rufen keine mehr ab. Es kommt zu der „Blackout-Situation“. Wenn die assoziative Kraft des Hippocampus nicht mehr funktioniert ist es sehr schwierig, sich an Informationen zu erinnern.
Tipps um ein Blackout zu vermeiden
Tipps vor der Prüfung:
- Lerne nicht am Morgen vor der Prüfung noch zwanghaft neue Inhalte. Solche Situationen können zur Informationsüberlastung führen und erhöhen nur weiter das Stresslevel
- Sprich kurz vor der Prüfung nicht mehr mit anderen über die Prüfungsinhalte. Die kann das Gefühl hervorrufen, dass man zu wenig oder auch das Falsche gelernt hat. Hiermit erhöht man nur unnötig das Stresslevel und löst womöglich noch Panik aus.
Tipps in der Prüfung
- Gehe Schritt für Schritt vor. Personen mit Prüfungsangst überfordert oft die Fülle an Aufgaben. Daher kann es z.B. sinnvoll sein, die Aufgaben nacheinander abzuarbeiten und alle weiteren Aufgaben abzudecken. So bleibt die Konzentration bei der aktuellen Aufgabe und man driftet weniger ab.
- Ein Blackout ist nicht das Ende. Drehe das Blatt um (schriftlich) oder sage, dass du kurz durchatmen musst (mündlich). Trinke einen Schluck und atme tief durch. Es ist möglich, sich wieder zu beruhigen und zu sammeln. Schmeiße also nicht sofort alles hin sondern sammele dich erst noch einmal.
Was tun gegen Prüfungsangst?
Solltest du festgestellt haben, dass du nicht an der klinisch relevanten Prüfungsangst leidest, dich aber in der Prüfungsphase trotzdem der Stress fest im Griff hat, dann schau bei unserer Webseite "(Digitaler) Stress" vorbei. Dort findest du eine Strategie deinem Stress zu begegnen.
Für diejenigen, die einige Symptome bei sich wiedererkennen, können folgende Tipps hilfreich sein:
Wie bereits angesprochen, äußert sich die Angst unter anderem auf körperlicher Ebene. Hier sollte man eine allgemeine Entspannungskompetenz aufbauen, um das allgemeine Anspannungsniveau zu senken, bis ein angemessenes (mittleres) Niveau erreicht ist. Dies ist erreicht, wenn leichte Symptome der Aufregung bleiben, um beispielsweise die Konzentration zu stärken.
Versuch dich doch mal in den folgenden Techniken:
- Autogenes Training (schau hier vorbei)
- Progressive Muskelentspannung nach Jacobson (schau hier vorbei)
- Meditation (schau hier vorbei)
- Atemübungen (schau hiervorbei)
Auf gedanklicher Ebene kann es hilfreich sein, möglichst angemessene und realistische Gedanken zu entwickeln. Darunter ist positives Denken gemeint. Weg von Frustration, einem Defizit, Mangel oder Risiken hin zu Möglichkeiten und Chancen. Positiv denken, heißt, sich mehr zuzutrauen und optimistisch nach vorne zu blicken. Du solltest die Gedanken zunächst wahrnehmen, bzw. identifizieren. Anschließend hinterfragen und daraufhin umformulieren. Das kann dir in Form eines Gedankenprotokolls gelingen.
Hieran kannst du dich orientieren:
Auf der emotionalen Ebene solltest du trainieren, die unangenehmen Gefühle zu akzeptieren. Erinnere dich daran, dass dies nur temporär ist und vorüber geht. Durch das Achtsamkeits-Training kann es dir gelingen, deine Akzeptanz gegenüber deinen negativen Gefühlen zu verbessern. Schau hier vorbei, um genaueres darüber zu erfahren und Online-Angebote wahrzunehmen, klicke hier.
Um dein Angstlevel auf der Verhaltensebene zu senken, ist ausreichend Schlaf, eine gesunde Ernährung (schau in den nächsten Tagen auf unserer Instagramseite für leckere Gerichte vorbei: www.instagram.com/campuspluskl/, genügend Flüssigkeit und Bewegung unerlässlich. Verzichte oder reduziere Genuss- und Rauschmittelkonsum. Hilfreich ist zudem ein guter Lern- und Zeitplan. Hierzu findest du in Kürze ebenfalls einen Beitrag auf unserer Webseite.
Unser letzter Tipp:
Soziale Unterstützung ist immer hilfreich. Berichte Freunden oder deiner Familie von deinen Sorgen und Ängsten. Das Erzählen kann entlastend wirken.
Gehe das Thema an und hole dir Unterstützung, um in zukünftigen Situationen entspannter an Prüfungssituationen herangehen zu können.
FACTS
Hilfe bei Prüfungsproblemen
Wir haben auf folgender Seite alle Angebote der RPTU, die Prüfungsprobleme adressieren, aufgelistet:
Weitere Infos
Podcasts
Hier sind einige hilfreiche Podcasts zum Thema Prüfungsangst (zu finden auf Spotify):
- Die Lösung. (2019). „Prüfungsangst“.
- Quarks Daily (2023). "Prüfungsangst - Wie wir Blackouts vermeiden können"
- Psychologie to go. (2021). „Zehn Tipps gegen Prüfungsangst“.
- SWR2 Wissen. (2022). „Prüfungsangst – Was gegen Blackout und Panik hilft“
- Paul Langenfeld (2022.) "Prüfungsangst (Werde Prüfungsmeister)"
Charbel, A. (2004). Top vorbereitet in die mündliche Prüfung. Prüfungsangst überwinden, Lernstrategien entwickeln, Selbstdarstellung trainieren. Nürnberg.
Fehm, L. & Fydrich, T. (2013). Ratgeber Prüfungsangst: Informationen für Betroffene und Angehörige. Hofgrefe.
Knigge-Illner, H. (2009) Prüfungsangst bewältigen. Psychotherapeut 54, 334–345. https://doi.org/10.1007/s00278-009-0695-1
Lohaus, A., Domsch, H., Fridrici, M. (2007). Stressbewältigung für Kinder und Jugendliche. Springer.
Dopmeier, J. (2021). Depersonalisation. www.netdoktor.de/krankheiten/depersonalisation/ (Zuletzt aufgerufen am 17.09.2024)
Graf, J. (2021). „Prüfungsstress bewältigen und Prüfungsangst überwinden“. https://www.sorglos-schlafen.de/stress/faktoren/pruefungsstress/ (zuletzt abgerufen am 17.09.2024).
Gropalis, M. & Lutz-Kopp, C. (2020). „Prüfungsstress meistern“. In: Psych. Pflege Heute. 26: 138-145. Georg Thieme Verlag. DOI: doi.org/10.1055/a-1124-1587