Atmung

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Atmung


Wir atmen durchschnittlich 12 bis 18 Atemzüge pro Minute. Wir denken meist gar nicht drüber nach, auch nicht ob wir eine Brust- oder Bauchatmung oder eine Kombination aus beidem machen. Meistens ist es eine Kombination aus beidem, aber was sind die Unterschiede der beiden Techniken und gibt es Vorteile?

Bei der Brustatmung weitet sich der Brustkorb und die Rippen der Lungenraum vergrößert sich wodurch sich ein Unterdruck bildet und die Luft in die Lunge einströmt. Bei der Bauchatmung zieht sich das Zwerchfell zusammen, dadurch wird der Brustraum größer und es entsteht ebenfalls ein Unterdruck. Die Bauchatmung wird meist unbewusst eingesetzt, wenn der Mensch entspannt ist, zum Beispiel beim Sitzen oder Schlafen. Die Bauchatmung hat viele Vorteile, sie ist gesünder, weil weniger Energie benötigt wird, der Blutdruck sinkt, die Verdauung wird verbessert und der Sauerstoffverbrauch sowie die Herzfrequenz verringern sich. Dadurch ist die Bauchatmung bei Angst und Asthmaanzeichen, in stressigen Situationen, bei Bluthochdruck oder Migräne ein wirksames Mittel.

Es wird nicht nur zwischen Brust- und Bauchatmung unterschieden, sondern auch ob du durch den Mund oder die Nase atmest. Die Nasenatmung gilt als gesünder, weil sie zum einen die Bauchatmung aktiviert und die eingeatmete Luft reinigt. Das Atmen über den Mund über einen langen Zeitraum kann zu Konzentrationsschwächen, Stimmungsschwankungen und zu Verformungen des Kiefers führen.

Bewusst atmen

Und wenn du einmal ausprobieren möchtest, ganz bewusst zu atmen, dann kannst du das mit diesem Video tun:

Achtsames Atmen

Du fragst dich sicherlich, wie man achtsam Atmen kann und was das bringen soll. Der Atem ist in der Achtsamkeitslehre ein zentraler Bestandteil. Hier lässt du bei jedem Atemzug etwas los, indem du die eingeatmete Luft wieder ausatmest. Du sollst dir bewusstwerden, dass du atmest und den Atem in den Übungen „willkommen“ heißen, aber dich auch wieder von ihm verabschieden. Du personalisierst deinen Atem. Die Schwierigkeit besteht nicht darin zu atmen – darin bist du Profi. Nicht abzuschweifen ist allerdings gar nicht so leicht. Auch wenn du einen Gedanken hast, der dich vom Atem ablenkt, sollst du das anerkennen und langsam wieder zu deinem Atem zurückkehren. Du bist nicht deinen Gedanken ausgeliefert. Fokussiere dich einfach erneut darauf, wie die Luft durch die Nase einströmt, wie sich deine Brust hebt und wie der Atem den Körper wieder verlässt. Achte mal darauf, an welcher Stelle deines Körpers du deinen Atem am meisten spürst: In der Nase? In der Brust? Oder doch woanders? Probier´s aus!

So geht´s: Wir empfehlen dir geführte Achtsamkeitsübungen. Die TK bietet dafür z.B. verschiedene Atementspannungen mit oder ohne muskalische Unterlegung an. Du kannst dabei zwischen verschiedenen Methoden wählen: Atemzüge zählen, Atmen mit einem Wort oder den Atem beobachten. Mithilfe einer geführten Übung kannst dich besser auf das Atmen konzentrieren und musst dir nicht in der Übung überlegen, wie du diese durchführst. Auch Apps, Bücher oder Podcasts können dir eine Hilfestellung leisten – schau einfach bei unseren Tipps nach guten Möglichkeiten. Für diejenigen, die es ohne Anleitung probieren möchten, hier eine kurze Einführung:

Setze dich zuerst in eine bequeme Position. Es muss kein Schneidersitz sein oder eine andere Meditationsposition – du sollst dich wohlfühlen. Nehme den Raum wahr, in dem du dich befindest. Wenn du bereit bist, dann schließe die Augen. Werde dir der Tatsache bewusst, dass du atmest. Spüre deinen Atem, wie er durch die Nase in deinen Körper fließt. Verfolge den Atem entlang deines Körpers. Vielleicht spürst du ihn an einer Körperstelle stärker. Werde dich dieser Tatsache bewusst. Falls ein Gedanke dich abschweifen lässt, werde dich auch dieser Tatsache bewusst. Lass den Gedanken gehen und wende dich deinem Atem wieder zu. Heiße ihn willkommen bei jedem Einatmen. Verabschiede ihn bei jedem Ausatmen. Bei diesem Atemzug. Und bei diesem Atemzug. Wenn du bereit bist, dann kehre zurück ins Hier und Jetzt. Nehme das Achtsame Atmen mit in deinen Alltag und lobe dich dafür, dass du dir Zeit genommen hast, bewusst zu atmen.

Wie ist die Studienlage?

Negative Stimmungen wie Stress, Angst und Depression führen zu Aktivität des Sympathikus (Leistungssteigerung des Organismus), tiefes sowie langsames Atmen wirkt dem entgegen und führt zu parasympathischer Aktivität (Brown & Gerbag, 2005). Der Parasympathikus wird als Ruhe- oder Erholungsnerv bezeichnet da er dem Stoffwechsel und der Erholung dient und für den Aufbau der körpereigenen Reserven zuständig ist. Bei der Studie wurden zwei Formen des Atmens untersucht:
Pranayama (Atemübungen aus dem Yoga): führt zu Stressreduktion, weniger Angst und Depression, verbessert Stimmung, liefert Energie.Auch effektiv: Sudarshan Kriya Yogic breathing

Paper: Brown & Gerbarg, 2009

Tiefes, langsames Atmen hat Einfluss auf das subjektives Stresserleben und die Entscheidungsfindung.

Paper: De Couck, Caers, Musch, Fliegauf, Giangreco & Gidron, 2019

Die Deep-Breathing-Technik (Entspannungstechnik) wirkt stressreduzierend  auf Studierende (Interventions- (N=19) und Kontrollgruppe (N=19)): Die Interventionsgruppe hatte 10 Anti-Stress-Sitzungen einmal die Woche à 90 min, wohingegen die Kontrollgruppe auch 10 Sitzungen einmal die Woche à 90 min hatten, allerdings ohne irgendein Treatment.

  • Effektive Verbesserung der subjektiven Stimmung
  • Effektive Verbesserung des subjektiven Stresserlebens
  • Positiver Einfluss auf die Herzfrequenz (via Speichelcortisols)
  • Einfluss auf Speichel-Cortisol-Spiegel

Paper: De Couck, Caers, Misch, Fliegauf, Giangreco & Gidron, 2019

Brown, R.P. & P.L. Gerbarg. 2005.  Sudarshan Kriya Yoga Breathing in the treatment of stress, anxiety, and depression: Part I – Neurophysiological model. J. Altern. Complement. Med. 11:  189– 201.

E.C. (2020, 10. Januar). 12 erstaunliche Zahlen zur Lunge. Elsevier. https://www.elsevier.com/de-de/connect/pflege/zahlen-zur-lunge

Schneider, L. (2019). Die Kraft der Atemtchnik: Atemübungen für mehr Fitness, Gesundheit und Entspannung (1. Aufl.). Independently published.

Varvogli, L. & Darviri, C. (2011). Stress Management Techniques: evidence-based procedures that reduce stress and promote health. Health Science Journal, 5(2), 74–89. www.hsj.gr/medicine/stress-management-techniques-evidencebased-procedures-that-reduce-stress-and-promote-health.pdf