Nachbericht: Erfolgreiche European Universities Games für das Sportkletter-Team der TU Kaiserslautern

Für eine ausführliche Vorstellung der Athlet*innen und der EUG empfehlen wir unseren Vorbericht.

Am Dienstag, den 26.07.2022, machte sich ein vierköpfiges Team, bestehend aus den beiden Athlet*innen Florence Grünewald und Felix Smarsly, sowie aus Carlo Dindorf vom Fachgebiet Sportwissenschaft der TUK und Simon Kirchhofs vom UNISPORT, auf den Weg zu den European Universities Games in Łódź in Polen. Bei der Multisportveranstaltung kämpfen Studierende alle zwei Jahre um die europäische Krone in ca. 20 Sportarten. Auch das Sportklettern zählt zum umfangreichen Programm, wo Florence und Felix, entsendet durch die Zentrale Betriebseinheit CampusPlus, für die TUK an den Start gingen.

Bereits bei der Anreise wurde das Komitee jedoch vor Herausforderungen gestellt: Aufgrund einer Stellwerksstörung war ab Mannheim eine Weiterfahrt zum Frankfurter Flughafen nicht möglich. Glücklicherweise sollte Teambetreuer Simon Kirchhofs erst in Mannheim zusteigen und sammelte das Team stattdessen mit dem Auto ein und es ging auf vier Rädern weiter nach Frankfurt. Von da an verlief die weitere Reise problemfrei und nach anderthalbstündigem Flug fand sich das Team im leicht verregneten Warschau wieder, von wo aus es mit dem Bus weitere anderthalb Stunden weiter nach Łódź ging.

Vor Ort stand zunächst die Akkreditierung aller Personen auf dem Programm. Damit erfolgte während der Veranstaltung der Zutritt zu den Sportstätten, zur Unterkunft im Studierendenwohnheim, zum Verpflegungszelt auf dem Campus und auch zum Bus- und Bahntransfer. Nach einer Stärkung im Verpflegungszelt wurden die örtlichen Wettkampfstätten inspiziert. Im 2016 erbauten „Zatoka Sportu“ fand neben dem Sportklettern auch Wettkämpfe im Schwimmen und Badminton statt. Die Bedingungen für die Athlet*innen waren aufgrund der sehr neuen Anlage optimal.

Nach dem Anreisetag stand am Mittwoch (27.07) eine morgendliche Trainingseinheit auf dem Programm. Vor den anstrengenden Wettkämpfen galt das Training eher der Aktivierung, um die Intensität nicht zu hoch anzusetzen. Im Anschluss blieb noch etwas Zeit für etwas Sightseeing. So machte sich das Team auf zur „Manufaktura“ einer alten Fabrik, die mittlerweile als Event-, Kultur-, und Shoppingzentrum genutzt wird. Weiter ging es zur Piotrkowska, der zentralen Allee in Łódź, die zum Bummeln und Essen einlädt. Nachmittags stand das General Technical Meeting auf dem Programm. Dort wurden wesentliche Informationen rund um die EUSA, die EUGs und insbesondere den Wettkampf im Sportklettern präsentiert, und auch Fragen rund um den Ablauf konnten gestellt werden.

Am Donnerstag (28.07) starteten die Wettkämpfe in der ersten Kletter-Disziplin, dem Lead. Diese ist dem klassischen Seilklettern am nächsten: auf zwei Routen versuchen die Athlet*innen möglichst weit nach oben zu gelangen, und im besten Fall erreichen sie das „TOP“. Für Florence startete die Qualifikation optimal, denn auf der ersten der beiden Routen gelang ihr als Erste des Wettbewerbs das TOP. Nach der zweiten Route lag sie eingerahmt von den Athletinnen der Universität Innsbruck aussichtsreich auf Platz 2. Für Felix Smarsly war leider bereits in der Qualifikation Schluss und er konnte in dem hochklassigen Teilnehmerfeld, dominiert von Weltcupathleten der Universität Sheffield, mit einem guten 11. Platz das Finale der besten 8 nicht erreichen. So stand am frühen Abend das Finale der Damen im Fokus des TUK-Teams. Wie erwartet wurde es für Florence ein spannender Dreikampf mit den Kletterinnen aus Innsbruck. Letztlich waren die beiden überlegen und der verdiente Sieg ging an die Lead-Spezialistin Hannah Schubert aus Innsbruck. Florence konnte letztendlich über Bronze jubeln, was sie „etwas überraschte, da meine Spezialität eher das morgige Bouldern ist!“ Der Freude über die Medaille direkt am ersten Wettkampftag tat das beim TUK-Team jedoch keinen Abbruch!

Der zweite Wettkampftag (29.07) war geprägt durch das spektakuläre Bouldern, für beide TUK Athlet*innen die klar favorisierte Disziplin. Gestartet wurde auch hier mit der morgendlichen Qualifikation, in der jede*r Athlet*in in 5 Bouldern versuchte möglichst viele Punkte zu sammeln. Punkte können gesammelt werden indem bestenfalls das Top, also das Ende des Boulders, oder die Zwischenwertung, die Zone, in möglichst wenig Versuchen erreicht wird. Florence dominierte ihre Qualifikation: Mit 5 Tops in nur 6 Versuchen gelang ihr eine außergewöhnliche Leistung. Besser war nur Celina Schoibl aus Innsbruck, der eine perfekte Runde mit 5 Tops in 5 Versuchen gelang. Auch für Felix lief die Qualifikation sehr gut und er konnte sein Können unter Beweis stellen. Nach einem extrem spannenden und knappen Wettkampf wartete das gesamte Team mit Spannung auf den Aushang der Ergebnisliste, die für Felix letztlich Platz 6 und somit den letzten Platz im Finale bedeutete!

Bestens gelaunt ging es zurück zur Unterkunft, um sich für das abendliche Finale zu erholen. Doch aus der Erholung wurde eine Enttäuschung, denn es ging ein Anruf der Schiedsrichter ein, dass bei einem anderen Kletterer eine Wertung nachträglich korrigiert wurde, und Felix dadurch auf Platz 7, außerhalb des Final-Starterfelds rutschte. Dies ist nicht unüblich und war auch völlig regelkonform, die Enttäuschung war dennoch groß.

Florence ging somit als alleinige TUK-Starterin ins abendliche Boulder-Finale. Nach einem guten Start an den ersten beiden von vier zu bewältigenden Bouldern verzweifelte sie an Boulder drei und vier, die den Routenbauern leider etwas missglückten, da die Körpergröße dort den entscheidenden Faktor darstellte, sodass gute Klettertechniken gegen längere Armreichweiten etwas ins Hintertreffen gerieten. Florence legte all ihr Können und ihren Willen in die Boulder, die Finger bluteten und die Schultern machten zu, doch sie zeigte ihren Sportsgeist und legte alles in den Kampf um die Platzierungen. Schließlich musste sie sich nur Hannah Smith aus Edinburgh und erneut Celina Schoibl aus Innsbruck geschlagen geben und konnte am zweiten Wettkampftag die zweite Bronzemedaille gewinnen. Trotz dieses hervorragenden Erfolgs war der deutschen Vizemeisterin die Ernüchterung deutlich anzumerken, sie hatte sich nach einer Glanzleistung in der Qualifikation in ihrer Paradedisziplin mehr ausgerechnet. Die Boulder machten ihr letztlich einen Strich durch die Rechnung, dennoch ist den Routenbauern sowohl im Lead als auch in der Boulder-Qualifikation und im Herrenfinale ein sehr ansprechendes Programm geglückt, das gut auf das Teilnehmerfeld passte.

Mit dem Wissen eines erneuten Medaillengewinns schaute sich das Team noch das Herrenfinale an, mit einem kleinen Wermutstropfen bei Felix, der sich gerne für seine starke Leistung mit einer abendlichen Finalteilnahme belohnt hätte. Somit blieb nach diesem Bouldertag trotz starker Leistungen beider Athlet*innen eine gewisse Enttäuschung zurück.

Am letzten Wettkampftag (30.07) wurden die Titelkämpfe in der Disziplin Speed ausgetragen. Ziel ist es, eine normierte Kletterwand in möglichst kurzer Zeit zu erklimmen und oben die Abschlagmatte auszulösen. Da die Trainingsmöglichkeiten für diese Disziplin nur sehr selten vorzufinden sind, trat nur Florence als ehemalige Deutsche Meisterin im Speed (2017) aus einer eher spontanen Laune heraus an, Felix ließ diese Disziplin aus. Schnell zeigte sich ein etwas verändertes Teilnehmerfeld, neben den bekannten Gesichtern der letzten Tage starteten zwei Athletinnen der Universität Tarnow, Polen, die beide bereits im Weltcup auf sich aufmerksam machen konnten. Unbeirrt von dieser unerwartet starken Konkurrenz warf Florence ihre letzten Kraftreserven in den Wettkampf und ging aus der Qualifikation als sechste hervor. Im anschließenden KO-Modus wurde im Modus 1 gegen 1 geklettert. So traf sie im Viertelfinale auf Agata Lesiewicz aus Polen. In einem spannenden Rennen entlang der Wand machte die polnische Speed-Spezialistin den ersten Fehler und rutschte an einem Griff zwar leicht ab, konnte sich aber noch an der Wand halten. Leider konnte Florence diesen Fehler nicht nutzen, denn auch sie verfehlte anschließend einen Griff und die Polin konnte wieder vorbeiziehen und entschied diesen Lauf mit einer Zeit von 11:12s gegenüber 12:49s für sich. Damit beendete die TUK-Athletin den Wettkampf auf Platz 6. In den finalen Läufen wurde es ein polnisch-internes Duell, das Alexandra Kalucka mit einer weltklasse Zeit von 7:32s für sich entscheiden konnte.

Im Anschluss an den Speed-Wettbewerb erfolgte die Siegerehrung in allen Disziplinen der vergangenen drei Tage. Für Florence ging es zweimal aufs Treppchen, sie erhielt für ihre Leistungen im Lead und im Boulder zweimal die Bronzemedaille! In der Teamwertung belegte die TUK einen starken 5. Platz, wobei sich das Wertungsprozedere kompliziert und wenig transparent gestaltete. Es gewann die Universität Lille, wenngleich das größte Talent dem Herrentrio aus Sheffield zugesprochen werden musste, die allerdings den Speed-Wettkampf ausließen und somit als Team Platz 2 belegten. Komplettiert wurde das Team-Treppchen durch das Damen-Duo der Universität Innsbruck. Am Abend fand die Closing Ceremony der EUG statt, bei der der Teamspirit der Teilnehmer*innen der Spiele gelobt wurde, der dann bei der abendlichen Abschlussparty nochmals gelebt wurde.

Für das Team der TUK war es eine ereignisreiche und wettkampfintensive Zeit bei den European Universities Games in Łódź. Es wurden viele neue Kontakte geknüpft, da der faire und offene Austausch zwischen den Athlet*innen stark gelebt wurde. Das TUK-Team erlebte mit Łódź als Ausrichtungsstadt und der Technischen Universität Łódź eine interessante Stadt und einen tollen Veranstalter, der eines der größten Sportevents in Europa und der Welt äußerst professionell und gut organisiert auf die Beine stellte. Sportlich ziehen das Team der TUK und auch Disziplinchef Tim Bartzik (DAV) ein positives Fazit: „mit den Erfolgen und der Veranstaltung kann man sehr zufrieden sein“.

Wir bedanken uns bei der Organisation durch die TU Łódź, die EUSA und den adh und freuen uns auf die European Universities Games 2024, die zwar leider ohne Sportklettern stattfinden werden, aber vielleicht ja mit TeilnehmerInnen der TU Kaiserslautern in anderen Sportarten…

Bericht: Simon Kirchhofs
Fotos: Allgemeiner Deutscher Hochschulsportverband adh